Das Apple Ökosystem
Ein Apple Computer ist zuverlässig aber auch teuer. So denken viele über die Rechner aus Cupertino. Über die letzten Jahrzehnte hat Apple eine gewaltige Wandlung durchgemacht. Mein erster "richtiger" Computer war ein Power Macintosh 7200 aus dem Jahre 1995. Vermutlich gab es kein weniger erfolgreicheres Zeitalter für Apple. Ich konnte das nicht verstehen. Ich liebte meinen Macintosh, den ich bis über das Jahr 2000 hinaus benutzte. Ich träumte von Computern die jenseits der 10.000 DM kosteten und blätterte unaufhörlich in glänzenden Prospekten.
Die Neunziger waren geprägt von Microsoft wie kein anderes Jahrzehnt. Linux war noch so exotisch, dass kaum jemand ernsthaft darüber nachdachte, es als Desktop Betriebssystem zu nutzen. Gewisse Eigenschaften der Geschäftspolitik ziehen sich bis heute durch das Apple Ökosystem. Erst jetzt hat Apple die Methoden perfektioniert, die sie schon damals versuchten zu praktizieren und das heißt vor allen Dingen Eines.
Apple ist nicht nur ein geschlossenes System, es ist auch extrem gut darin die eigenen Benutzer an sich zu ketten und sie in sich zu verschließen.
Das gelingt vor allen Dingen deswegen so gut, weil die verschiedenen Produkte so stark ineinander greifen. Das gerade am Mac editierte Dokument kann man am iPad sofort weiterbearbeiten, ohne sich um komplexe Synchronisierungen und Ordnerstrukturen Gedanken machen zu müssen. Die Cloud ist einer der wesentlichsten Erfolgsbestandteile der Apple Philosophie. Sie ist es auch, die den Nutzer in eine direkte Abhängigkeit führen soll, aus der man es kaum noch schafft sich zu befreien.
Dabei wollte Apple nie günstig sein. Es darf ruhig etwas mehr kosten. Ist der Laptop halt nach 14 Monaten kaputt, muss man einen Neuen kaufen. Menschen scheinen sich mit dieser destruktiven Praxis erstaunlich gut arrangieren zu können.
Es ist schon irgendwo ganz gut nachvollziehbar warum sich so viele Menschen dafür entscheiden. Es funktioniert halt einfach gut. Das ist ein hartes Argument und absolut valide. Leider macht diese Praxis Schule, sowohl bei Apple, Microsoft aber auch Amazon. Leider deswegen, weil wir uns damit vorgeben lassen, wie gute Lösungen auszusehen haben. In den Neunzigern wurde im Erdkundeunterricht noch gelehrt:
Die Nachfrage bestimmt das Angebot.
Nie war dieser Satz falscher als Heute. Es gilt
Friss oder stirb!
Es gibt einfach KEINE Alternativen zu Android und iOS. So wie auf dem Mobiltelefon Markt sieht es in der gesammten Informationstechnologie aus. Wir wollen aber alle mitmachen und an den Facebook Unterhaltungen teilnehmen. Es ist fast wie ein gesellschaftlicher Druck der einem Angst machen soll.
Whatsapp löschen? Das ist nicht möglich!
Wir benötigen neue Konzepte. Das Desktop basierte Betriebssystem hat in meinen Augen ausgedient. Hierarschiche ordnerbasierte Strukturen mit Dateien sind überholt. Das sind alles jahrzehnte alte Ansätze. Lösungsansätze kommen aber nur aus den Häusern, denen man wenig Vertrauen entgegen bringen kann. Zugegebener maßen, wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich meine privaten Daten bei Google, Microsoft, Amazon oder Apple ablegen wollte, dann sicherlich noch am Ehesten bei Apple.
Ich wünsche mir nicht nur ein offenes Betriebssystem wie Linux, sondern ein offenes IT Ökosystem, was Authentifzierung für Gruppen lösen kann ähnlich wie FreeIPA. Dateien und Ordner verschwinden in eigens gehosteten Clouds, die im verteilten Netzwerk der Community laufen. Dezentralität muss die Fahrtrichtung sein und nicht hallengroße, überall auf der Welt verteilte sowie verborgene Rechenzentren für die wir über Umwege zahlen, ohne es eigentlich zu wollen.
So sehe ich mich heute in einem eigenartigen Zwiespalt, den ich so niemals habe kommen sehen. Ich liebe Technik, möchte experimentieren und alles mal in den Händen gehalten haben. Produkte mancher Firmen sind für mich mittlerweile ausgeschlossen, dazu zählt Microsoft, Google und leider mittlerweile auch Apple.
